Kapitel 4 VI.
1. Das Ego begreift die wirkliche Quelle der »Bedrohung« nicht, und wenn du dich mit dem Ego assoziierst, verstehst du die Situation nicht, wie sie ist. 2 Nur deine Treue dem Ego gegenüber verleiht ihm überhaupt Macht über dich. 3 Ich habe vom Ego gesprochen, als sei es ein getrenntes Ding, das eigenständig handelt. 4 Das war notwendig, um dich davon zu überzeugen, dass du es nicht leichthin abtun kannst und begreifen musst, wie viel von deinem Denken vom Ego gelenkt ist. 5 Wir können es aber nicht unbesorgt dabei bewenden lassen, sonst wirst du es, solange du hier bist oder solange du hier zu sein glaubst, als unvermeidlich betrachten, dass du voller Konflikte bist. 6 Das Ego ist nichts weiter als ein Teil deiner Überzeugungen über dich. 7 Dein anderes Leben ist ohne Unterbrechung weitergegangen, es ist von deinen Versuchen, es zu dissoziieren, unberührt geblieben und wird immer völlig unberührt davon bleiben.
2. Während du lernst, den Illusionen zu entrinnen, darfst du nie vergessen, was du deinem Bruder schuldest. 2 Es ist dasselbe, was du mir schuldest. 3 Jedesmal, wenn du einem anderen gegenüber egozentrisch handelst, wirfst du die Huld deiner Dankesschuld und die heilige Wahrnehmung, die sie erzeugen würde, fort. 4 Hier kann der Begriff »heilig« angewendet werden, denn wenn du lernst, wie viel du der ganzen SOHNSCHAFT schuldest, was mich einschließt, kommst du der Erkenntnis so nahe, wie es der Wahrnehmung möglich ist. 5 Der Graben ist dann so klein, dass die Erkenntnis leicht hinüberfließen und ihn für immer auslöschen kann.
3. Du hast noch sehr wenig Vertrauen in mich, aber es wird wachsen, wenn du immer öfter mich statt dein Ego um Führung bittest. 2 Die Folgen werden dich zusehends davon überzeugen, dass dies die einzig vernünftige Wahl ist, die du treffen kannst. 3 Keiner, der aus Erfahrung lernt, dass die eine Entscheidung Frieden und Freude mit sich bringt, die andere aber Chaos und Unglück, braucht noch zusätzlich überzeugt zu werden. 4 Lernen durch Belohnungen ist wirkungsvoller als Lernen durch Schmerz, weil der Schmerz eine Illusion des Ego ist und niemals mehr als eine vorübergehende Wirkung zeitigen kann. 5 Die Belohnungen GOTTES hingegen werden sofort als ewig begriffen. 6 Da diese Einsicht von dir und nicht von deinem Ego stammt, zeigt sie selbst, dass du und dein Ego nicht identisch sein können. 7 Möglicherweise glaubst du, dass du diesen Unterschied schon akzeptiert hast, aber du bist durchaus noch nicht davon überzeugt. 8 Die Tatsache, dass du glaubst, du müssest dem Ego entrinnen, zeigt dies; du kannst aber dem Ego nicht dadurch entrinnen, dass du es demütigst oder kontrollierst oder bestrafst.
4. Das Ego und der reine Geist erkennen einander nicht. 2 Der getrennte Geist kann die Trennung nur durch Dissoziation aufrechterhalten. 3 Nachdem er das getan hat, verleugnet er alle wahrhaft natürlichen Impulse, nicht weil das Ego ein getrenntes Ding ist, sondern weil du glauben willst, dass du es bist. 4 Das Ego ist ein Mittel, um diesen Glauben aufrechtzuerhalten, wobei es immer noch allein deine Entscheidung ist, das Mittel anzuwenden, das ihm den Fortbestand ermöglicht.
5. Wie kannst du jemanden den Wert von etwas lehren, das er vorsätzlich weggeworfen hat? 2 Er muss es weggeworfen haben, weil er es nicht schätzte. 3 Du kannst ihm nur zeigen, wie elend er ohne es ist, und es ihm langsam näher bringen, damit er lernt, wie sein Elend nachlässt, wenn er sich ihm nähert. 4 Das lehrt ihn, sein Elend mit dessen Abwesenheit zu assoziieren und das Gegenteil des Elends mit dessen Anwesenheit. 5 Nach und nach wird es für ihn erstrebenswert, während er sein Denken über dessen Wert ändert. 6 Ich lehre dich, Elend mit dem Ego und Freude mit dem reinen Geist zu assoziieren. 7 Du hast dich selbst das Gegenteil gelehrt. 8 Du bist immer noch frei zu wählen, aber kannst du in Gegenwart von GOTTES Belohnungen wirklich die Belohnungen des Ego wollen?
6. Mein Vertrauen in dich ist im Augenblick größer als das deine in mich, aber es wird nicht immer so sein. 2 Dein Auftrag ist ganz einfach. 3 Du wirst gebeten, in einer Weise zu leben, die aufzeigt, dass du kein Ego bist – und ich irre mich nicht bei der Wahl von GOTTES Kommunikationskanälen. 4 Der HEILIGE teilt mein Vertrauen und nimmt meine SÜHNEentscheidungen an, weil mein Wille nie außer Harmonie mit SEINEM ist. 5 Ich habe schon gesagt, dass die SÜHNE mir obliegt. 6 Das ist nur deshalb so, weil ich mein Teil als Mensch darin vollendet habe und sie jetzt durch andere vollenden kann. 7 Die Kanäle, die ich gewählt habe, können nicht versagen, weil ich ihnen meine Stärke leihen werde, solange die ihre nicht ausreicht.
7. Ich werde mit dir zum HEILIGEN gehen, und durch meine Wahrnehmung kann ER den schmalen Graben überbrücken. 2 Deine Dankbarkeit deinem Bruder gegenüber ist die einzige Gabe, die ich mir wünsche. 3 Ich werde sie für dich zu GOTT bringen, in der Erkenntnis, dass deinen Bruder erkennen GOTT erkennen ist. 4 Wenn du deinem Bruder gegenüber dankbar bist, bist du GOTT dankbar für das, was ER erschaffen hat. 5 Durch deine Dankbarkeit lernst du deinen Bruder erkennen, und ein einziger Augenblick wirklichen Erkennens macht jeden zu deinem Bruder, weil ein jeder von deinem VATER ist. 6 Die Liebe bezwingt nicht alle Dinge, aber sie bringt alle Dinge ins Lot. 7 Weil du das REICH GOTTES bist, kann ich dich zu deinen eigenen Schöpfungen zurückführen. 8 Jetzt erkennst du sie nicht, aber was dissoziiert wurde, ist nach wie vor da.
8. Wenn du einem Bruder näherkommst, näherst du dich mir, und wenn du dich von ihm zurückziehst, werde ich dir fern. 2 Die Erlösung ist ein Unterfangen, das auf Zusammenarbeit beruht. 3 Es kann nicht erfolgreich von denen angegangen werden, die sich von der SOHNSCHAFT losmachen, weil sie sich von mir losmachen. 4 GOTT wird nur zu dir kommen, wenn du IHN deinen Brüdern gibst. 5 Lerne zuerst von ihnen, dann wirst du bereit sein, GOTT zu hören. 6 Das rührt daher, dass die Funktion der Liebe eins ist.