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Die Heilung des Traums

Kapitel 27 II. Die Angst vor Heilung

1. Ist Heilung beängstigend? 2 Für viele schon. 3 Denn Anklage ist eine Sperre vor der Liebe, und beschädigte Körper sind Ankläger. 4 Fest stehen sie im Wege des Vertrauens und des Friedens und verkünden, dass die Gebrechlichen kein Vertrauen und die Beschädigten keinen Grund zum Frieden haben können. 5 Wer hat durch seinen Bruder Verletzungen erlitten und kann ihn dennoch lieben und ihm vertrauen? 6 Er hat angegriffen und wird es wieder tun. 7 Schütze ihn nicht, weil dein beschädigter Körper zeigt, dass du vor ihm geschützt werden musst. 8 Vergeben mag ein Akt der Nächstenliebe sein, ist aber nicht, was ihm gebührt. 9 Er kann für seine Schuld bemitleidet – aber nicht von ihr freigesprochen werden. 10 Und wenn du ihm seine Fehler vergibst, steuerst du nur zu der ganzen Schuld bei, die er wirklich verdient hat.

2. Die Ungeheilten können nicht verzeihen. 2 Denn sie sind Zeugen dafür, dass Verzeihen ungerecht ist. 3 Sie möchten die Folgen der Schuld, die sie übersehen, beibehalten. 4 Doch niemand kann eine Sünde, die er für wirklich hält, vergeben. 5 Und das, was Folgen hat, muss wirklich sein, weil das, was es bewirkt hat, vorhanden und zu sehen ist. 6 Vergebung ist nicht Mitleid, das nur zu verzeihen sucht, was es für die Wahrheit hält. 7 Böses kann nicht mit Gutem vergolten werden, denn die Vergebung schafft nicht erst die Sünde, um sie dann zu vergeben. 8 Wer kann sagen und wirklich meinen: »Mein Bruder, du hast mich verletzt – und doch, weil ich der Bessere von uns beiden bin, verzeihe ich dir meine Verletzung.«? 9 Verzeihung für ihn und deine Verletzung können nicht nebeneinander existieren. 10 Das eine leugnet das andere und muss es zu etwas Falschem machen.

3. Die Sünde zu bezeugen und sie dennoch zu vergeben ist ein Paradox, das die Vernunft nicht sehen kann. 2 Denn damit wird behauptet, dass das, was dir getan ward, Verzeihung nicht verdient. 3 Und indem du sie gibst, gewährst du deinem Bruder Barmherzigkeit, hältst aber den Beweis zurück, dass er nicht wirklich unschuldig ist. 4 Die Kranken bleiben Ankläger. 5 Sie können ihren Brüdern nicht und auch sich selber nicht vergeben. 6 Denn niemand, in dem wahre Vergebung ruht, kann leiden. 7 Er hält den Beweis der Sünde seinem Bruder nicht vor Augen. 8 Er muss sie also übersehen und vor seinen eigenen weggenommen haben. 9 Vergebung kann nicht für einen sein und für den anderen nicht. 10 Wer vergibt, der ist geheilt. 11 Und in seiner Heilung liegt der Beweis dafür, dass er wahrhaft verziehen hat und keine Spur mehr von Verurteilung zurückbehält, die er gegen sich oder irgendein Lebewesen richtet.

4. Vergebung ist nicht wirklich, es sei denn, sie bringt Heilung für dich und deinen Bruder. 2 Du musst bezeugen, dass seine Sünden keine Wirkung auf dich haben, um aufzuzeigen, dass sie nicht wirklich sind. 3 Wie sonst könnte er schuldlos sein? 4 Und wie könnte seine Unschuld sich rechtfertigen, es sei denn, seine Sünden hätten keine Wirkung, die die Schuld legitimieren? 5 Sünden sind jenseits der Vergebung, gerade weil sie Wirkungen erzeugen wollen, die nicht gänzlich aufgehoben und übersehen werden können. 6 In ihrer Aufhebung liegt der Beweis dafür, dass sie bloß Fehler sind. 7 Lass zu, dass du geheilt wirst, damit du versöhnlich sein und deinem Bruder und dir selber die Erlösung schenken mögest.

5. Ein gebrochener Körper zeigt, dass der Geist nicht geheilt ist. 2 Ein Wunder der Heilung beweist, dass die Trennung ohne Wirkung ist. 3 Was du ihm beweist, das glaubst du. 4 Die Macht des Zeugnisses kommt von deinem Glauben. 5 Und alles, was du sagst oder tust oder denkst, bezeugt nur das, was du ihn lehrst. 6 Dein Körper kann ein Mittel sein zu lehren, dass er, der Körper, niemals seinetwegen Schmerz erlitt. 7 Und in seiner Heilung kann der Körper ihm ein stummes Zeugnis seiner Unschuld bieten. 8 Gerade dieses Zeugnis kann mit einer Macht aussagen, die größer ist als die von tausend Zungen. 9 Denn hier wird seine Vergebung ihm bewiesen.

6. Ein Wunder kann ihm nichts Geringeres anbieten als das, was es dir gab. 2 So zeigt deine Heilung, dass dein Geist geheilt ist und vergeben hat, was er nicht tat. 3 Und damit ist er überzeugt, dass seine Unschuld nie verloren war, und ist mit dir zugleich geheilt. 4 So hebt das Wunder alle Dinge auf, von denen diese Welt bezeugt, sie könnten niemals aufgehoben werden. 5 Und Hoffnungslosigkeit und Tod müssen verschwinden vor dem uralten Fanfarenruf des Lebens. 6 Dieser Ruf hat eine Macht, die weit über den schwachen, jämmerlichen Schrei des Todes und der Schuld hinausgeht. 7 Der alte RUF des VATERS an SEINEN SOHN und SEINES SOHNES RUF an die SEINEN wird der letzte Posaunenruf sein, den die Welt je hören wird. 8 Bruder, es gibt keinen Tod. 9 Und dieses lernst du, wenn du nur den Wunsch hast, deinem Bruder zu zeigen, dass du keine Verletzung von ihm hattest. 10 Er glaubt, dein Blut beflecke seine Hände und daher stehe er verurteilt da. 11 Doch dir ist es gegeben, ihm durch deine Heilung zu zeigen, dass seine Schuld nur ein sinnloses Traumgespinst ist.

7. Wie gerecht sind Wunder! 2 Denn sie schenken deinem Bruder und dir die gleiche Gabe der vollen Befreiung von der Schuld. 3 Deine Heilung erspart sowohl ihm wie dir Schmerz, und du bist geheilt, weil du ihm wohl gewollt hast. 4 Dies ist das Gesetz, dem das Wunder gehorcht: dass Heilung keinerlei Besonderheit sieht. 5 Sie kommt nicht von Mitleid, sondern von der Liebe. 6 Und die Liebe beweist, dass alles Leiden nur eine eitle Einbildung, ein törichter und wirkungsloser Wunsch ist. 7 Deine Gesundheit ist die Folge deines Verlangens, deinen Bruder ohne Blut auf seinen Händen oder Schuld auf seinem Herzen zu sehen, das der Beweis der Sünde schwer gemacht hat. 8 Und was du wünschst, ist dir zu sehen gegeben.

8. Der »Preis« für deine Gelassenheit ist die seine. 2 Das ist der »Preis«, den der HEILIGE GEIST und die Welt verschieden deuten. 3 Die Welt nimmt ihn als Feststellung der »Tatsache« wahr, dass deine Erlösung die seine opfert. 4 Der HEILIGE GEIST erkennt, dass deine Heilung Zeugnis für die seine ist und von der seinen keineswegs getrennt sein kann. 5 Solange er einwilligt, zu leiden, so lange bist du nicht geheilt. 6 Du kannst ihm aber zeigen, dass sein Leiden zwecklos ist und gänzlich ursachlos. 7 Zeige ihm deine Heilung, und er wird nicht mehr einwilligen, zu leiden. 8 Denn seine Unschuld ist in deiner und in seiner Sicht begründet worden. 9 Und Lachen wird eure Seufzer ersetzen, weil GOTTES SOHN sich daran erinnert hat, dass er GOTTES SOHN ist.

9. Wer also fürchtet Heilung? 2 Nur diejenigen, in deren Augen das Opfer ihres Bruders und sein Schmerz ihre eigene Gelassenheit darstellen. 3 Ihre Hilflosigkeit und Schwäche stellen die Gründe dar, mit denen sie seinen Schmerz rechtfertigen. 4 Der ständige Stich der Schuld, an dem er leidet, dient zum Beweis, dass er ein Sklave ist, sie aber frei sind. 5 Der ständige Schmerz, den sie erleiden, zeigt auf, dass sie frei sind, weil sie ihn gebunden halten. 6 Und nach Krankheit wird verlangt, um einen Wechsel des Gleichgewichts im Opfer zu verhindern. 7 Wie könnte der HEILIGE GEIST einen Augenblick, ja noch weniger, davon abgehalten werden, SICH mit einem Argument für die Krankheit wie diesem auseinander zu setzen? 8 Und braucht deine Heilung verzögert zu werden, weil du innehältst, um auf Wahnsinn zu hören?

10. Berichtigung ist nicht deine Funktion. 2 Sie gehört dem EINEN, DER um Gerechtigkeit, nicht um Schuld, weiß. 3 Wenn du dir die Rolle der Berichtigung aneignest, verlierst du die Funktion der Vergebung. 4 Niemand kann vergeben, solange er nicht gelernt hat, dass Berichtigung nur vergeben heißt, und niemals angreifen. 5 Allein kannst du nicht sehen, dass sie dasselbe sind, und deshalb ist Berichtigung nicht von dir. 6 Identität und Funktion sind dasselbe, und durch deine Funktion erkennst du dich selbst. 7 Und daher musst du verwirrt sein über dich und was du bist, wenn du deine Funktion mit der Funktion EINES ANDEREN verwechselst. 8 Was anderes ist die Trennung als ein Wunsch, IHM die Funktion GOTTES wegzunehmen und zu verleugnen, dass sie die SEINE ist? 9 Wenn sie jedoch nicht SEINE ist, ist sie auch nicht die deine, denn du musst das, was du wegnehmen willst, verlieren.

11. In einem gespaltenen Geist muss die Identität geteilt erscheinen. 2 Und niemand kann eine einheitliche Funktion wahrnehmen, deren Zwecke miteinander in Konflikt stehen und die verschiedene Ziele hat. 3 So muss denn die Berichtigung für einen Geist, der so gespalten ist, darin bestehen, Sünden in jemand anderem zu bestrafen, von denen du denkst, es seien deine. 4 Und somit wird er zu deinem Opfer, nicht zu deinem Bruder, und ist insofern anders als du, als er schuldiger ist und daher der Berichtigung deinerseits bedarf als desjenigen, der unschuldiger ist als er. 5 Das spaltet seine Funktion von der deinen ab und gibt euch beiden eine andere Rolle. 6 Und so könnt ihr nicht als eins wahrgenommen werden und mit einer einzigen Funktion, die eine einzige miteinander geteilte Identität mit einem einzigen Ziel bedeuten würde.

12. Jene Berichtigung, die du tun möchtest, muss trennen, weil dieses die Funktion ist, die ihr von dir gegeben wurde. 2 Wenn du wahrnimmst, dass Berichtigung dasselbe wie Verzeihung ist, dann weißt du auch, dass des HEILIGEN GEISTES GEIST und deiner EINS sind. 3 Und dann ist deine eigene IDENTITÄT gefunden. 4 ER muss jedoch mit dem arbeiten, was IHM gegeben wird, und du gestattest IHM nur deinen halben Geist. 5 Deshalb vertritt ER die andere Hälfte und scheint so einen anderen Zweck zu haben als denjenigen, der dir lieb und teuer ist und von dem du denkst, er sei der deine. 6 Daher erscheint deine Funktion geteilt, wobei die eine Hälfte im Gegensatz zur anderen Hälfte steht. 7 Und diese beiden Hälften scheinen eine Spaltung in einem Selbst darzustellen, das als zwei wahrgenommen wird.

13. Bedenke, wie sich diese Selbstwahrnehmung ausdehnen muss, und übersieh die Tatsache nicht, dass sich jeder Gedanke ausdehnt, weil das sein Zweck ist, da es das ist, was er wirklich ist. 2 Aus der Idee des Selbst als zwei kommt notwendig die Sicht einer Funktion, die zwischen beiden aufgespalten ist. 3 Und das, was du berichtigen möchtest, ist nur der halbe Irrtum, von dem du denkst, er sei der ganze. 4 Die Sünden deines Bruders werden zum Hauptziel für die Berichtigung, damit deine Irrtümer und seine eigenen nicht als eins gesehen werden. 5 Die deinen sind Fehler, die seinen aber Sünden und nicht dasselbe wie die deinen. 6 Seine verdienen Strafe, während deine, gerechterweise, übersehen werden sollten.

14. In dieser Deutung der Berichtigung wirst du die eigenen Fehler nicht einmal sehen. 2 Der Brennpunkt der Berichtigung ist aus dir hinaus auf jemanden verlegt, der kein Teil von dir sein kann, solange diese Wahrnehmung anhält. 3 Das, was verurteilt ist, kann niemals seinem Ankläger zurückgegeben werden, der es gehasst hat und als Symbol für seine Angst noch immer hasst. 4 Dies ist dein Bruder, Brennpunkt deines Hasses, unwürdig, Teil von dir zu sein, und daher außerhalb von dir: die andere Hälfte, die verleugnet wird. 5 Und nur das, was ohne seine Gegenwart bleibt, wird wahrgenommen, als sei es alles, was du bist. 6 Für diese restliche Hälfte muss der HEILIGE GEIST die andere Hälfte vertreten, bis du begreifst, dass es die andere Hälfte ist. 7 Und das tut ER, indem ER dir und ihm eine Funktion gibt, die eins ist, nicht verschieden.

15. Berichtigung ist die Funktion, die beiden gegeben ist, doch keinem von beiden allein. 2 Und wenn sie als miteinander geteilte erfüllt wird, muss sie Fehler in dir und ihm berichtigen. 3 Sie kann nicht Fehler in dem einen ungeheilt lassen und den anderen befreien. 4 Das ist ein aufgespaltener Zweck, der nicht mit dem andern geteilt werden kann, und somit kann er nicht das Ziel sein, in dem der HEILIGE GEIST SEIN EIGENES sieht. 5 Und du kannst sicher sein, dass ER keine Funktion erfüllen wird, die ER nicht als die SEINE sieht und begreift. 6 Denn nur so kann ER die deine intakt erhalten, trotz EURER separaten Ansicht dessen, was deine Funktion ist. 7 Wenn ER eine aufgespaltene Funktion unterstützen würde, dann wärst du in der Tat verloren. 8 SEIN Unvermögen, SEIN Ziel als aufgeteilt und für dich und ihn unterschiedlich zu sehen, bewahrt dich vor dem Bewusstsein einer Funktion, die nicht deine eigene ist. 9 Und so wird Heilung dir und ihm gegeben.

16. Die Berichtigung muss dem EINEN überlassen werden, DER erkennt, dass Berichtigung und Vergebung dasselbe sind. 2 Mit einem halben Geist wird das nicht verstanden. 3 So überlass denn die Berichtigung dem GEIST, der geeint ist und als eins funktioniert, weil er in seinem Zweck nicht gespalten ist und eine ungeteilte Funktion als seine einzige versteht. 4 Hier wird die Funktion, die ihm gegeben ist, als seine EIGENE begriffen und nicht als von derjenigen getrennt, die ihr GEBER behält, weil sie mit anderen geteilt wurde. 5 In SEINER Akzeptanz dieser Funktion liegt das Mittel, durch das dein Geist geeint wird. 6 SEIN ungeteilter Zweck vereinigt deine beiden Hälften, die du als getrennt wahrnimmst. 7 Und jede vergibt der anderen, auf dass sie ihre andere Hälfte als Teil von sich annehmen möge.

Ein Kurs in Wundern: Textbuch – Übungsbuch – Handbuch für Lehrer – Ergänzungen (German Edition) (pp. 865-872). Greuthof Verlag und Vertrieb GmbH. Edición de Kindle.

Veröffentlicht unter EKIW, KAPITEL 27

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